„Liedspiel Akkordeon“

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 Liedbegleitung auf dem Akkordeon

 

Liedspiel auf dem Akkordeon

Deckblatt „Liedspiel Akkordeon“

Liedspiel bzw. Liedbegleitung sind für einen Akkordeonspieler nicht selbstverständlich. Das gilt sogar für Spieler mit eigentlich ausreichender Spieltechnik. Obwohl mancher in der Lage sein mag, relativ anspruchsvolle Stücke ggf. auch auswendig im Sinn von „Darbietungskunst“ vorzutragen, kann er beim Liedspiel auf Probleme treffen. Er ist vielleicht hinsichtlich der theoretischen Grundlagen nicht sattelfest oder nicht im Stegreifspiel geübt und in der Transposition.
Mit Hilfe von Beispielsätzen sollen nun Möglichkeiten einer akkordeontypischen Liedbegleitung beim geselligen Singen gezeigt werden. Sie gehen von spieltechnischen Grundlagen aus, so vom Tonleiter- und Dreiklangsspiel
(Dur und Moll), von einfachen und erweiterten Kadenzen (enge Lage) sowie der Transposition in gut sangliche Tonarten (nicht über d II). Bei gegebener Melodie sollte zunächst eine zu dieser passende Harmoniebestimmung erfolgen und davon abgeleitet die Gestaltung eines geeigneten Basses. Danach wird eine im Diskant zu spielende zweite Stimme hinzugefügt, die bei Volksliedern bzw. volkstümlichen Liedern aus Terzen, Sexten und gelegentlichen Hornquinten bestehen kann.
Bei einer Hornquinte handelt es sich um eine der Naturhornpraxis entstammende zweistimmige musikalische Wendung, die ausgehend von einer Terz über eine Quinte zu einer Sexte führt (und umgekehrt).

Liedertexte entnehmen Sie bitte gängigen Liederbüchern, da es sich bei den nachstehenden Sätzen nur um Darstellungen verschiedener Begleitvarianten handelt,

  •  den verbreiteten und oft als selbstverständlich angesehenen Wechseln zwischen Grundbässen und Akkorden (Dur-, Moll- und Septimenakkorden),
  •  Belebungsmöglichkeiten des Basses mit Terz- und Wechselbässen, ggf. unter Einsatz von harmoniefremden Tönen, wie Durchgängen oder Wechselnoten,
  • den gleichzeitigen Einsatz von Grundbässen und Akkorden sowie
  • die ausschließliche Verwendung von Grund- und Terzbässen zum Melodiespiel im Bass bzw. in Abwechslung zum Akkordspiel.

Zum Thema Liedbegleitung auf dem Akkordeon siehe auch den folgenden ergänzenden Beitrag:

Einführung 

Während  der Fachtagung der Brandenburger Musik- und Kunstschulen am 14./15.09.18 in Schwedt/Oder ist eine Veranstaltung zur  Liedbegleitung  auf dem Akkordeon vorgesehen. Als ich das Thema  vorgeschlagen hatte, wusste ich noch nicht, dass es während dieser Tagung um die Digitalisierung gehen sollte. Ich hätte sonst gedacht, dass ich mich mit der Liedbegleitung und auch noch auf dem Akkordeon im konservativen Bereich befinde, wo es eher um altmodisches Üben nach Noten, das Verstehen der theoretischen Grundlagen der Liedbegleitung und allenfalls um Stegreifspiel geht. Das Thema scheint sich weit ab von solchen Schwerpunkten der Tagung wie „Lebenswelten der Jugendlichen“ zu befinden, eher in der Nähe der Altenbetreuung. Trotzdem möchte ich Potenzen der digitalen Möglichkeiten nicht ignorieren, nicht allein die Risiken, sondern auch die Chancen sehen. Dies ist auch der Grund, weshalb ich mit einer Videoaufnahme von Erläuterungen zum Thema und Musikbeispielen eine Präsentation anbiete

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 Liedbegleitung auf dem Akkordeon

 

Unter einem Lied verstehen wir in unserem Zusammenhang  ein aus Text, Melodie und einer einfachen Formstruktur (AB,ABA, ABC,AAB) bestehendes knappes musikalisches Gebilde volkstümlicher Gesangspraxis. Natürlich sind Lieder entsprechend ihrer Entstehungszeit, ihres Inhalts und des Entstehungsortes verschieden. So sind sie auch in unserem Einzugsbereich mit spezifischen Merkmalen ausgestattet, stehen z.B. bevorzugt in einer Durtonart, wobei sich in neuerer Zeit in Anlehnung an Unterhaltungsmusikpraktiken  und  ausländische Folklore die Verwendung von Synkopen und auch Mediantenhäufen.                                                                   Aber grenzen wir uns zunächst einmal von Begriffen ab, die mit der Liedbegleitung zu tun haben. So geht es beim Liedspiel  entweder um das Realisieren eines vorgefertigten Satzes, der von Noten erarbeitet , jedoch nicht nur vom Blatt, sondern auch auswendig vorgetragen werden kann oder auch um einen auf Überlieferung beruhenden auswendigen Vortrag. Diese Praxis, wie auch die Liedbegleitung schließen Elemente des Stegreifspiels ein, können also Improvisationsanteile enthalten sowie Harmonisation aus dem Stegreif und das Einfügen einer 2. Stimme. Sie können Transposition erfordern und die Herstellung von Vor-, Zwischen- und Nachspielen.
Derartige  Merkmale der Liedbegleitung sind für einen Akkordeonspieler  oder eine Akkordeonspielerin nicht selbstverständlich. Die Liedbegleitung stellt besondere Anforderungen, die oft nicht Gegenstand der „normalen“ Ausbildung sind. Dies betrifft auch Spieler und Spielerinnen  mit eigentlich ausreichender Spieltechnik. Obwohl sie also in der Lage sein mögen, relativ anspruchsvolle Spielliteratur ggf. auch auswendig vorzutragen, können bei der Liedbegleitung Probleme auftreten. Sie sind vielleicht hinsichtlich der genannten Merkmale des Stegreifspiels oder der theoretischen Grundlagen nicht sattelfest.

Um welche theoretischen bzw. spieltechnischen Grundlagen handelt es sich?Voraussetzungen wären zunächst das Beherrschen zumindest der „gängigen“ Tonleitern und Dreiklänge in Dur und Moll (rein, harmonisch, melodisch): C a, D h, F d, G h, A fis, B g…sowie das Verständnis von Haupt- und Nebendreiklängen und das Spiel einfacher Kadenzen (TSDT), auch erweitert durch die Medianten (Nebendreiklänge) Tp, Dp, und Sp und  den Dominantseptimenakkord (D7). Auf dieser Grundlage können dann die geeigneten Harmonien und auch die für das Singen günstigen Tonarten  gefunden werden.

Die nachstehende Herangehensweise  an die Erarbeitung der Liedbegleitung ist zu empfehlen:Da es sich nicht um das Einstudieren fertiger Sätze handelt, soll vielmehr bei gegebener Melodie eine zu dieser passende Harmoniebestimmung erfolgen und davon abgeleitet das Finden eines geeigneten Basses. (Bitte beachten: Vielleicht erfolgt auch ein Wechsel in die Dominanttonart innerhalb des Liedes, was erkannt sein will). Möglicherweise liegen aber auch schon Harmonieangaben in entsprechenden Liederbüchern vor?
Danach wird eine im Diskant zu spielende 2. Stimme hinzugefügt, die bei Volksliedern bzw. bei volkstümlichen Liedern oft aus Terzen, Sexten und gelegentlichen Hornquinten bestehen kann. (Eine Hornquinte ist eine der Naturhornpraxis entstammende zweistimmige musikalische Wendung, die ausgehend von einer Terz über eine Quinte zu einer Sexte führt – oder umgekehrt).                                                                                                                                          Welche Begleitvarianten kommen in Frage, z.B.
–  der verbreitete und oft als selbstverständlich angesehene Wechsel zwischen Grundbässen und Akkorden (Dur-, Moll- und Septimenakkorde),
–  der gleichzeitige Einsatz von Grundbässen und Akkorden,                                                            –  Belebungsmöglichkeiten des Basses mit Terz- und Wechselbässen oder  harmoniefremden Tönen wie Durchgängen oder Wechselnoten,
–  die ausschließliche Verwendung von Grund- und Terzbässen zum Melodiespiel im Bass bzw. in Abwechslung zum Akkordspiel sowie
–  die Möglichkeit, eine 2. Stimme zu stützen, wenn die 1. „stabil“ ist und die  Herangehensweise bei Kanons oder Quodlibets, dass der Spieler, nachdem die Melodie geübt bzw. bekannt ist, jeweils bei  der Stimme bleibt, welche neu einsetzt und schließlich das Singen nur akkordisch zu begleiten.
In der Praxis bieten sich kurze Vorspiele an (ggf. auch Zwischen- und Nachspiele). Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie
–  die Verwendung eines vielleicht veränderten Melodieausschnitts zur Einstimmung (das Vorspiel könnte auf der Dominante enden und die Tonika vorbereiten, vielleicht noch durch einen Durchgang im Bass verstärkt),
–  ein fanfarenartiges Motiv oder
–  die Vorwegnahme einer rhythmischen Figur.
Die Schreibweise des Basses erfolgt in der üblichen Akkordeonnotation, z.T. aber nur mit Hilfe von Buchstaben, diese  ggf. auch  zusätzlich oder nur 1 Mal für den betreffenden mehrfach auftretenden Bass oder Akkord. Wir stellen uns auf alle in der Praxis vorkommenden Möglichkeiten ein.

Welche Vorzüge hat das Akkordeon gegenüber anderen Begleitinstrumenten? Da das Akkordeon in der gegenwärtigen Musikszene eher randständig ist, haftet ihm etwas veraltetes an. Andererseits eignet es sich gut zur  Liedbegleitung. Der Spieler kann den Gesang stabilisieren, d.h. die Melodie mitspielen und auch mitsingen, vielleicht aber er auch Akkorde im Diskant einsetzen oder eine Gegenstimme. Das gilt zwar auch für das Klavier/Keyboard, wobei  hier aber der Kontakt zwischen Spieler und Sängern nicht so selbstverständlich ist.

Die als zeitgemäß geltende und beliebte Gitarre ist gleichfalls gut zur Liedbegleitung geeignet. Bei Gitarrenbegleitung kann der Spieler  mitsingen, eine Gegenstimme andeuten,  kaum aber die Melodie mitspielen. Wenn die Sänger „stabil“ singen, ist dies ja auch nicht nötig.
Die schon genannten Begleitvarianten , die für das Akkordeon  möglich sind, finden Sie in folgenden Sätzen, welche Sie in dem nachstehend angebotenen Arbeitsmaterial finden:
1.  Im Krug zum grünen Kranze
2.  Du liegst mir im Herzen
3.  Glück auf
4.  Wie lieblich schallt
5.  Es dunkelt schon in der Heide
6.  Bunt sind schon die Wälder
7.  Alle Vögel sind schon da
8.  Ich bin der Baum vor deinem Haus
9.  Roter Mond überm Silbersee
10. Heut soll das große Flachsernten sein
11. Stehn zwei Stern am hohen Himmel
12. Gott gab uns Atem (auch Kanon und Quodlibet)