Wulfhard v. Grüner

Johann Abraham Peter Schulz – eine Buchbeschreibung /1/

Aus Anlass des 210. Todestages des Komponisten und Kapellmeisters gestaltete eine Autorengruppe der Musik- und Kunstschule „J.A.P. Schulz“ eine Schrift über den Musiker, dessen Namen sie trägt. Sie wurde über den Förderverein der Schule durch die Stadt Schwedt herausgegeben, in welcher sein Leben am 10. Juni des Jahres 1800 endete.

Sinn des Buches ist die Erinnerung an eine interessante Musikerpersönlichkeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Zusammenfassung verstreuter Quellen. Die vorgelegten Texte sowie die umfangreichen Anmerkungen und Literaturhinweise mögen zu vertieftem Umgang mit dem Stoff anregen.

Außer der Beschreibung seines Lebensweges, der im Jahre 1747 in Lüneburg begann, wird auf das städtische Umfeld, die gesellschaftlichen und geistigen Zeitströmungen, auf die Bedeutung des J.A.P. Schulz für das deutsche Lied und seinen Briefwechsel eingegangen. Zudem werden ein Einordnung seiner Arbeit „Gedanken über den Einfluss der Musik auf die Bildung eines Volkes“ vorgenommen und seine Werke im Rahmen einer Übersichtstabelle genannt – Bühnenwerke, geistliche Musik, Klavierstücke, Lieder und Schriften. Schließlich erfolgen Angaben zu der Stadt Schwedt und ihrer musikalischen Tradition sowie Hinweise auf aktuelle örtliche Bemühungen.

Erkenntniszuwachs betrifft das aufgeschlossene Lernen des Bäckersohnes Schulz im Schnittpunkt von Lateinschule und kirchenmusikalischer Praxis der Hansestadt Lüneburg, des Unterrichts bei dem Telemannschüler Johann Christoph Schmügel, der Erfahrungen im Gymnasium des Grauen Klosters in Berlin sowie der königlichen Oper und des Studiums bei dem Bachschüler Johann Philipp Kirnberger. Wichtig wurde das Erfahren der im 18. Jahrhundert wirkenden Stilrichtungen, d.h. des französischen und des italienischen Stils, des „gelehrten Stils der Kantoren“, des galanten und des empfindsamen Stils und ihrer Vermischungen, nicht zuletzt das Aufgreifen einer Tendenz zur Deutschsprachigkeit gegenüber einer Dominanz des Französischen in Hofkreisen, d.h. zur deutschen Dichtung und besonders dem deutschen Lied, eine Hinwendung, die mit pietistischen und philantropischen Auffassungen verbunden war. Es wird verständlich, wie Erfahrungsfülle sich zu einem persönlichen Stil verdichtete, der mit Einfachheit, Volksnähe und homophonem Satz besonders im Bereich der Vokalmusik zu einem stilistischen Umbruch beitrug, dies nicht nur bei Bühnenwerken und geistlicher Musik, sondern vor allem mit den naturhaften „Liedern im Volkston“ und ihrem „Schein des Bekannten“, womit Schulz zu einer prägenden Persönlichkeit der 2. Berliner Liederschule wurde.

Trotz erfolgreichem Wirken als musikalischer Leiter des französischen Theaters in Berlin (heute Konzerthaus), als Hofkapellmeister in Rheinsberg und königlich-dänischer Kapellmeister in Kopenhagen, seinen Verdiensten um eine deutsche und auch dänische Nationalmusik sowie die Gültigkeit seiner musiktheoretischen und pädagogischen Auffassungen begünstigte die geschichtliche Entwicklung bald aber einen wiederum veränderten musikalischen Ausdruck und beeinträchtigte das „Schicksal“ seiner Werke. Dies erfolgte vor dem Hintergrund der historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im 19. Jahrhundert, d.h. von Kriegen, Fürstenherrschaft, aufkommendem Industriekapitalismus und entsprechenden sozialen Differenzierungen. So wurde das Anliegen des J.A.P. Schulz bisher nur unzureichend erfüllt, und es bleibt in Werk und Biographie noch manches zu entdecken und aufzugreifen.

Anmerkung:
1) „Liedermann des Volkes Johann Abraham Peter Schulz – Leben – Umfeld – Schaffen – eine Reflexion von Wulfhard von Grüner“,  Schwedt 2010. Das Buch ist über die Musik- und Kunstschule Schwedt zu beziehen.